Phänotypische Plastizität
Prädation stellt einen Schlüsselfaktor sowohl für die Erklärung der Populationsdynamik als auch der Evolution von Beuteorganismen dar. Aufgrund dieses Selektionsdrucks haben sich im Pflanzen- und Tierreich unterschiedlichste Verteidigungsmechanismen evolviert. Das Phänomen der induzierbaren Verteidigung beschreibt die Strategie, Schutzmechanismen nur dann auszubilden, wenn verlässliche Anzeiger auf ein hohes Risiko für das Individuum vorhanden sind. Induzierbare Verteidigungsmechanismen, eine Form der phänotypischen Plastizität, ermöglichen einen bestmöglichen Verteidigungsschutz bei einem häufig veränderten Räuberspektrum und eine Minimierung der mit der Verteidigung verbundenen Kosten, falls der Schutz nicht benötigt wird. Die teilweise extreme morphologische Plastizität von Daphnien bietet die optimale Voraussetzung, die Adaption an Umweltfaktoren von der ökologischen bis hin zur genetischen Basis zu verfolgen und die Prozesse, die zur Evolution phänotypischer Plastizität geführt haben, zu untersuchen. Die momentan laufenden Forschungsprojekte umfassen unter anderem: die Erforschung bisher unbekannter morphologischer Verteidigungsmechanismen bei Daphnia; funktionsmorphologische Untersuchungen zum Schutzeffekt der Verteidigungen; die Untersuchung der Anpassungsmechanismen von Daphnia an multiple Stressoren; sowie die Analyse der molekularen Grundlagen morphologischer Plastizität bei Daphnia in enger Zusammenarbeit mit dem Daphnia Genomics Consortium.